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Welche Arten der Regelreserve gibt es?

Welche Arten der Regelreserve gibt es?

Die Regelreserve wird in drei Arten unterteilt: FCR, aFRR und mFRR. Die drei Arten unterscheiden sich vor allem in ihrer Abrufgeschwindigkeit und -dauer. Im Folgenden werden alle drei Arten der Regelreserve beschrieben.

FCR

Die Frequency Containment Reserve (FCR) ist die schnellste Regelreserve, sie muss innerhalb von 30 Sekunden vollständig erbracht werden. Anbieter messen die Netzfrequenz eigenständig am Ort der Erzeugung oder des Verbrauchs und reagieren unmittelbar auf die Netzfrequenzänderung. FCR muss symmetrisch bereitgestellt werden, das bedeutet es gibt keine Unterscheidung in positive und negative FCR (wie es bei aFRR und mFRR der Fall ist).

Die deutschen ÜNB beschaffen die FCR in einer gemeinsamen Ausschreibung mit anderen Europäischen ÜNB (FCR Cooperation). Die FCR stoppt die Frequenzänderung und stabilisiert diese, unabhängig davon, wo im Europäischen Verbundnetz die Frequenzabweichung verursacht wurde. Die Energiemenge, die durch die Aktivierung der FCR in die Regelzone mit dem Bilanzungleichgewicht fließt, geht in den ungewollten Austausch ein und wird monatlich zwischen den ÜNB abgerechnet. Um die Frequenz wieder auf 50,0 Hertz zurückzuführen und die FCR abzulösen muss in der Regelzone, die die Frequenzabweichung mit einem Bilanzungleichgewicht verursacht, FRR eingesetzt werden.

aFRR

Die automatic Frequency Restoration Reserve (aFRR) gleicht die Systembilanz einer jeden Regelzone im Europäischen Verbundnetz aus.

aFRR besteht aus zwei Teilprodukten: positive (Stromeinspeisung) und negative aFRR (Stromentnahme). Ist die Systembilanz überspeist, d.h. es wird mehr Strom produziert als verbraucht, gleicht negative aFRR den Überschuss aus. Ist die Systembilanz unterspeist, d.h. mehr Strom verbraucht als produziert, wird das Defizit durch positive aFRR ausgeglichen. Während FCR unabhängig von der Quelle der Frequenzabweichung aktiviert wird, ist für den Ausgleich der Systembilanz jeder ÜNB selbst verantwortlich.

Die ÜNB ermitteln den Bedarf der aFRR über den Regelzonensaldo. Dieser ergibt sich aus der Differenz der geplanten zu den tatsächlichen Exporten oder Importen von Strom. Bereinigt um die aktivierte FCR wird daraus der Bedarf ermittelt, der als Eingangsgröße für den Leistungs-Frequenz-Regler dient, den jeder ÜNB betreibt. Dieser verteilt den Bedarf auf die aFRR-Anbieter, die über eine direkte Verbindung mit dem Netzleitsystem des angeschlossenen ÜNB verfügen, um in Echtzeit Daten austauschen zu können. Die aFRR-Anbieter müssen die angeforderte Leistung innerhalb von fünf Minuten erbringen.

Der Bedarf und die daraus resultierende Aktivierung werden alle vier Sekunden („control cycle“) ermittelt. Darüber hinaus optimieren die Europäischen ÜNB die Aktivierung der aFRR über die PICASSO Plattform

mFRR

Die manual Frequency Restoration Reserve (mFRR) dient dem Ausgleich größerer Systemungleichgewichte und wird manuell nach Bedarf eingesetzt, um den Einsatz der aFRR abzulösen und diese für den nächsten Bedarfsfall verfügbar zu halten. Die mFRR muss innerhalb von 12,5 Minuten vollständig erbracht werden.

Die mFRR wird ebenso wie die aFRR als positive und negative Regelreserve vorgehalten. Während die aFRR kontinuierlich aktiviert wird, wird die mFRR nur selten und für meist wenige Viertelstunden gebraucht.

Obwohl die mFRR die manuelle Aktivierung im Namen trägt, erfolgt der Abruf nicht über Telefon oder Fax, sondern über den Merit-Order-Listen-Server, kurz MOLS. Die ÜNB nutzen dieses Tool, um die Bedarfe auf die Anbieter zu verteilen. Diese erhalten einen Zugang über einen Anbieter-Client und erhalten somit alle Informationen, die sie zur Erfüllung der Abrufe benötigen. Um den Einsatz der mFRR möglichst effizient zu gestalten, optimieren die Europäischen ÜNB den Einsatz der mFRR über die MARI Plattform

Eine detaillierte Produktbeschreibung und die Anforderungen zur Beschaffung finden Sie unter Beschaffung von Regelleistung. Aus den Unterschieden der Regelreservearten lassen sich verschiedene Anforderungen ableiten, welche wiederum die Art und Weise mit der die ÜNB Regelreserve beschaffen beeinflussen. Die folgende Tabelle strebt einen Vergleich der technischen Eigenschaften an. 

Tabelle mit technischen Eigenschaften


FCRaFRRmFRR
AktivierungsgeschwindigkeitVollständige Aktivierung innerhalb 30 Sek.Vollständige Aktivierung innerhalb von 5 Min., erste Reaktion nach 30 Sek.Vollständige Aktivierung innerhalb von 12,5 Min.
AktivierungAutomatisch, dezentral anhand der Netzfrequenz durch AnbieterAutomatisch, Gemäß Sollwertvorgabe des ÜNB über leittechnische VerbindungManuell, über das MOLS-Kommunikationsverfahren
Maximale Aktivierungsdauer15 Min.60 Min.60 Min.
Symmetrisch/AsymmetrischSymmetrischAsymmetrischAsymmetrisch